Stell dir vor, du lebst vor 2 Millionen Jahren. Das Leben der ersten Menschen war damals ganz anders: Kinder spielen im Matsch, Mütter tragen ihre Babys, und man hört das Geräusch von Steinen, die zu Werkzeugen verarbeitet werden. Doch plötzlich wirst du aus dem Trubel gerissen – ein Säbelzahntiger taucht auf. In Sekundenschnelle reagiert dein Körper: Dein Herz rast, Adrenalin schießt durch deinen Kreislauf, und deine Muskeln sind bereit, dich zu retten. Dieses System war überlebenswichtig, um dem Tiger zu entkommen und zurück ins sichere Dorf zu kehren.
Damals war Stress kurz und intensiv – und danach kehrte der Körper in den entspannten Zustand zurück. Nach dem Essen am Feuer und in der Sicherheit deines Stammes setzt das parasympathische Nervensystem ein, das Herz beruhigt sich und der Tag endet im Schlaf. Ein klarer Kreislauf von Anspannung und Entspannung.
Heute leben wir zwar nicht mehr mit Säbelzahntigern, aber unser Körper reagiert auf Stressoren noch immer genauso – nur sind es jetzt keine Raubtiere mehr, sondern Deadlines, E-Mails und Dauererreichbarkeit – wir sind „always on“. Diese ständige Anspannung führt dazu, dass unser Stresssystem nicht mehr die Pausen bekommt, die es braucht, um sich zu regenerieren.
Robert M. Sapolsky beschreibt in seinem Buch „Warum Zebras keine Migräne kriegen“, wie sich dieser ständige Stress auf unseren Körper auswirkt. Man kann sich den modernen Stress als zwei Elefanten auf einer Wippe vorstellen: Es ist möglich, die Balance zu halten, aber es erfordert enorme Anstrengung. Irgendwann werden wir davon erschöpft.
Die 4 Leveln der Nebennierenermüdung
Unser Körper besitzt einen eingebauten Mechanismus, um auf Stress zu reagieren – die Nebennieren, die Cortisol produzieren. Doch wenn diese überlastet werden, geraten wir in die sogenannte Nebennierenermüdung. Hier sind die 4 Leveln der Nebennierenermüdung:
- Erste Alarmreaktion: Cortisol und DHEA (ein „Anti-Aging-Hormon“) sind kurzzeitig erhöht. Dies ist eine normale akute Reaktion auf Stress.
- Stetige Alarmreaktion: Cortisol bleibt über einen längeren Zeitraum hoch, während DHEA auf den Normalwert sinkt. Symptome wie Hyperaktivität und Müdigkeit treten auf – du fühlst dich tagsüber überdreht und abends erschöpft.
- Widerstandsstadium: Cortisol bleibt hoch, während DHEA weiter sinkt. Dies führt zu hormonellem Ungleichgewicht (Männer: niedriges Testosteron, Frauen: niedriges Progesteron) und Problemen mit dem Blutzuckermanagement, also Blutzuckerschwankungen.
- Tiefes Widerstandsstadium: Cortisol und DHEA sind niedrig. Der Körper ist so überlastet, dass er den Stress nicht mehr kontrollieren kann. Dies führt zu Müdigkeitsspitzen und einem erschöpften Gefühl.
Was du tun kannst
Befindest du dich bereits in der stetigen Alarmreaktion oder sogar im tiefen Widerstandsstadium, ist der Körper stark belastet und hat nicht mehr die gleiche Fähigkeit, auf Stress optimal zu reagieren. Ein deutliches Zeichen dafür, dass deinem Körper vor allem die Nahrung, die Nährstoffe, der Schlaf und das Training fehlen, um mit Stress umzugehen. Hier ist es besonders wichtig, den Körper nicht weiter zu überfordern. Reduziere Stressfaktoren, erhöhe deine Schlafqualität, reduziere Koffein (da es das Auf und Ab des Energielevels beschleunigt), und achte darauf, regelmäßige Bewegung in deinen Alltag zu integrieren.
Denke daran: Die richtige Ernährung, ausreichend Schlaf und ein Training, das deinem aktuellen Energielevel entspricht, sind entscheidend, um dein Stresslevel zu regulieren und deinem Körper zu helfen, wieder die Balance auf der Wippe zu finden.