Wenn wir über Gesundheit, Ernährung und Bewegung sprechen, denken viele zuerst an allgemeine Maßnahmen für alle Menschen. Doch manchmal lassen sich spannende Erkenntnisse aus speziellen Gruppen wie Schwangeren auf die Allgemeinheit übertragen. Ein Beispiel hierfür bietet die Forschung von Prof. Dr. Frank Louwen, einem führenden Arzt der Pränatalmedizin in Frankfurt. Er hat herausgefunden, dass eine Ernährung mit niedrigem glykämischen Index (GI) während der Schwangerschaft die Geburt erleichtert und beschleunigt – ohne den Entbindungstermin erheblich zu überschreiten.
Louwens Beobachtungen decken sich mit einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2018, die zeigt, dass eine Ernährung mit niedrigem GI während der Schwangerschaft zu positiven Ergebnissen für Mutter und Kind führt. Diese Studien deuten darauf hin, dass eine solche Ernährung nicht nur das Gewicht des Fötus regulieren kann, sondern auch den Blutzuckerspiegel der Mutter stabilisiert und die Wahrscheinlichkeit einer übermäßigen Gewichtszunahme verringert.
Aber was bedeutet das für alle Menschen, egal ob schwanger oder nicht?
Zucker, Insulin und Schmerzempfinden
Ein interessanter Zusammenhang betrifft den Effekt von Zucker und Insulin auf das Schmerzempfinden. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass ein hoher Blutzuckerspiegel und überschüssiges Körperfett die Schmerzempfindlichkeit erhöhen und die Schmerzhemmung schwächen können. In der Cross-over-Studie von Di Ye et al. (2022) wurde festgestellt, dass der Konsum von 75 g Glukose (vergleichbar mit dem Zuckergehalt von zwei Dosen Limonade) bei gesunden Erwachsenen die Schmerzempfindlichkeit erhöht, besonders bei Menschen mit überschüssigem Körperfett.
Das bedeutet, dass ein chronisch hoher Blutzuckerspiegel, wie er durch eine zuckerreiche Ernährung entsteht, nicht nur das Risiko für Krankheiten wie Diabetes erhöht, sondern auch die Schmerzverarbeitung beeinflussen kann. Menschen mit hohem Körperfettanteil sind dabei besonders betroffen. Die Hyperglykämie (hoher Blutzuckerspiegel) schwächte bei diesen Personen die natürliche Fähigkeit des Körpers, Schmerzen zu hemmen, beispielsweise bei der Kälteexposition.
Was bedeutet das für uns im Alltag?
Fazit
Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind besonders relevant für Menschen, die unter Schmerzen leiden, sei es nach einer Verletzung oder Operation, bei Arthrose oder alltäglichen Rückenschmerzen. In meiner Arbeit mit Kunden beobachte ich häufig, dass solche Schmerzen durch bestimmte Faktoren, wie Stress („mein Psycho-Knie“😉) oder eine zuckerreiche Ernährung, verstärkt werden können.
Die Forschung zeigt deutlich, dass der Konsum von Zucker nicht nur unseren Stoffwechsel, sondern auch unser Schmerzempfinden direkt beeinflussen kann. Insbesondere Menschen mit Schmerzen oder Übergewicht sollten auf ihren Blutzuckerspiegel achten. Eine Ernährung mit einem niedrigen glykämischen Index kann nicht nur dazu beitragen, das Risiko für chronische Erkrankungen zu senken, sondern auch Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
Wenn du also unter anhaltenden Schmerzen leidest, könnte ein Blick auf deine Ernährung lohnend sein. Blutzuckerschwankungen, die durch zuckerhaltige Lebensmittel oder Stress entstehen, können deine natürliche Schmerzhemmung beeinträchtigen – unabhängig davon, ob du schwanger bist oder nicht.